Polizeimuseum neu eröffnet

Von der „Thomaskatastrophe“ bis zum Pflegebetrug

Umgebautes Polizeimuseum mit Geschichten und Geschichte

Die Ortspolizeibehörde Bremerhaven präsentiert zusammen mit dem
Förderverein für polizeiliche Prävention und Polizeigeschichte
Bremerhaven e.V. ihr umgestaltetes Polizeimuseum in den Räumen des alten
„Polizeigewahrsams“. Kriminalfälle von 1875 bis 2016, die Geschichte
der letzten kommunalen Polizei in Deutschland, ein Dienstzimmer vom
Polizeirevier Geestemünde aus den 1970-er Jahren, eine nachgebaute
Drogenplantage, ein Motorrad der Verkehrspolizei und vieles mehr gibt es
zu bestaunen. Im Zuge der Umgestaltung konnte die Ausstellungsfläche in
den früheren Gewahrsamsräumen verdoppelt werden. So präsentiert sich
das Kleinod im Stadthaus 6 jetzt auf über 300 Quadratmetern.

Wer hätte das gewusst? Die erste Zeitbombe der Welt mit 81 Toten
explodierte 1875 im Bremerhavener Hafen. Ein skrupelloser Betrüger
wollte mit der Explosion des Schiffes auf dem offenen Meer eine hohe
Versicherungssumme kassieren und nahm dafür das Leben der Besatzung und
hunderter Passagiere in Kauf. Beim Verladen der in einer Kiste
versteckten Bombe kam es zu der schrecklichen Explosion. Der Fall machte
als „Thomaskatastrophe“ weltweite Schlagzeilen.
Ein anderer Fall
beschäftigt sich mit einem kuriosen Banküberfall aus dem Jahr 1994. Ein
eleganter Herr im Nadelstreifenanzug erlangte mit einer Pistole, die
sich später als Spielzeugpistole herausstellte, nur 200 D-Mark. Für
überregionale Schlagzeilen sorgte wieder der aktuellste Fall im Museum:
Der groß angelegte Pflegebetrug eines Pflegedienstes in den Jahre 2010
bis 2016 mit einer polizeilich nachgewiesenen Schadenssumme von zirka
600.000 Euro.

Viele weitere Fälle aus der Stadt Bremerhaven werden entweder
plakativ an den Wänden dargestellt oder den Besuchern auf andere Art und
Weise zugänglich gemacht.

Das „alte Polizeigewahrsam“ als idealer Rahmen

Bei der Neugestaltung des Museums legten die Planer großen Wert
darauf, das Flair des alten „Polizeigewahrsams“ beizubehalten.
Selbstverständlich wurde auch eine Zelle im Originalzustand belassen.
Vier
Zellen widmen sich der Geschichte der Polizeien im Unterwesergebiet
(Bremerhaven sowie Lehe und Geestemünde im Königreich Hannover bzw. in
Königreich Preußen) von 1827 bis heute. Vier weitere Zellen stellen die
Themen Raubüberfälle, einfacher und besonderer Diebstahl sowie Betrug
dar. Drei Zellen haben besondere Ereignisse seit den 1950-er Jahren zum
Inhalt.
In zwei Zellen werden interessante Kriminalfälle von 1875 bis
heute in Kartons aufbewahrt und im Rahmen der Führung präsentiert. Das
Thema Drogenkriminalität füllt zwei Zellen, und eine große Zelle
beschäftigt sich mit der Überwachung des Straßenverkehrs.
Ein Sonderraum zeigt die Polizei Bremerhaven im Dritten Reich, und für Filme steht ein Vortragsraum zur Verfügung.

Studentinnen und Diplomdesignerin sind sehr kreativ

2010
war es an der Zeit das Konzept des Polizeimuseums neu zu gestalten. Es
bot sich die Möglichkeit, die bisherige Ausstellungsfläche im früheren
„Polizeigewahrsam“ ab 2012 zu verdoppeln.Vier Studentinnen der
Hochschule Bremerhaven – Svenja Schiller, Anika Kopelke, Meike
Stelling-Mentz und Julia Zimmler – erhielten im Rahmen ihres
BWL-Studiums die Chance einer Neugestaltung. Mit ihren zahlreichen
Ideen, einem Konzept und einem Kostenplan ging es an die Umsetzung.
An
erster Stelle stand 2012 die Herausforderung, die kleinen Zellen zu
größeren Ausstellungseinheiten zu machen. So hieß es zunächst Wände ganz
oder zum Teil einzureißen bzw. neue Wände einzuziehen. Vorher musste
natürlich die bisherigen Ausstellungstücke ausgeräumt und sicher
zwischengelagert werden. Somit war es unausweichlich, das Museum für
mehrere Jahre zu schließen. Die Diplomdesignerin, Silke Brinkmann,
erarbeitete gemeinsam mit fünf ehrenamtlichen Mitgliedern des
Fördervereins ein Feinkonzept. Das Ergebnis kann jetzt in seiner
Gesamtheit besichtigt werden.

Anmeldungen für Gruppenführungen 

Das Museum ist nur im Rahmen einer Gruppenführung zu besichtigen.
Interessierte können sich mit Gruppen von 10 bis 15 Personen telefonisch
unter 0471 / 953 – 1122 oder der E-Mail-Adresse vorstand@polifö.de anmelden. Die Führung ist kostenlos.
Für
den Umbau und die Neugestaltung hat der gemeinnützige Verein bis heute
zirka 55.000 Euro (davon zirka 10.000 Euro aus WIN-Mitteln) aufgebracht.
Der Förderverein für polizeiliche Prävention und Polizeigeschichte
Bremerhaven e.V. freut sich über Spenden, um das Museum zu erhalten und
weiter zu entwickeln: www.polifö.de

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